Handschuhsheim erkunden

Historische Orte im Stadtteil
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Der Grahampark, vielleicht der schönste Bürgerpark in Heidelberg, hat eine sehr interessante wechselvolle Geschichte.

Keimzelle des Parks war nachweislich der Klostergarten der Klause der Augustinerinnen westlich der St. Vituskirche. Die Klause war durch den Zugangsweg, dem Klausenpfad, von der Kirche getrennt. Für die Nonnen war der Zugang zur Kirche im 1. Stock westlich des romanischen Kirchturms. So gelangte man „iwwer die Gass“ in den klausurähnlichen Raum, in dem heute der Kirchenchor sein Domizil hat. Während der Reformation wurde das Kloster abgerissen, der Übergang entfernt und die Außentür im 1. Stock zugemauert. Als die Amerikaner im April 1945 in Handschuhsheim kampflos einmarschierten, konnten sie nicht weiter nach Heidelberg, weil die Brücken gesprengt waren. Als Parkplatz für die Panzer bot sich der Grahampark an. Aber einige Panzer sackten in die Kellergewölbe der Klause ein. Man könnte jetzt die 7 auf 7 m großen Keller durch Bepflanzung kenntlich machen.

Heute erinnert nur noch der Klausenpfad – in zwei Teilen, ein Unikum in Heidelberg – an die Klause und ihren Heil- und Kräutergarten.

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges und der folgenden Erbfolgekriege 1689 und 1693 war Handschuhsheim fast völlig zerstört. Auch das von der Familie Knebel 1609 errichtete Schlösschen wurde mehrfach fast unbewohnbar gemacht.

Drei Familien haben längere Zeit das Schlösschen wieder belebt und den Park geprägt. Als erstes ist die Familie Rottmann zu nennen. Der Großvater war Waisenhausschaffner für das Pfälzische Landeswaisenhaus. Der Vater war akademischer Zeichenlehrer, sein Sohn Carl Rottmann, wohl der berühmteste Sohn Handschuhsheims als begnadeter Landschaftsmaler, hatte die Chance, im Auftrag des bayrischen Königshauses längere Zeit das von der Türkenherrschaft befreite Griechenland zu bereisen und die antiken Denkmäler vor Ort zu porträtieren. Im Carl-Rottmann-Saal zeugen Kopien der Gemälde „Die Ebene von Marathon“ und „Das Kap Sunion“ von seinem Können.

Carl Rottmann 1797 1850 Landschaftsmaler
Carl_Rottmann_1797-1850_Landschaftsmaler (Foto: Tiefburgarchiv)

Carl Adolph Uhde, ein Großkaufmann aus Brandenburg, erwarb 1836 das Schlösschen von Helene Rottmann. Anschließend kaufte er das Gelände bis zur ehemaligen Klause hinzu und ließ die einfachen Bauernhäuser abbrechen So konnte er das Parkgelände, das mit einer Mauer umschlossen wurde, bis zur heutigen Grahamstraße ausdehnen. Uhde hatte sein Vermögen in Mexiko erworben. Von dort brachte er sowohl Kunst- als auch Naturschätze mit. Er ließ den Park anlegen und pflanzte viele exotische Bäume. Ingrid Bühler vom Landschaftsamt fertigte dazu eine Broschüre „Der Grahampark und seine Bäume“.

Parkplan mit Baumbestand (Skizze)

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Der Kaufmann und ehemalige Eigentümer des Handschuhsheimer Schlösschens
Carl Adolf Uhde. geb. 2. Febr. 1792 in Brandenburg, gest. 17. Nov. 1856 in Handschuhsheim.
Sammler (Foto: Tiefburgarchiv)

Uhdes Wunsch war, die Sammlung vollständig in Berlin aufzubewahren. Die Erben wollten jedoch die Schätze veräußern. So kam es schließlich zu einer Versteigerung 1861. Für 10285 preußische Taler erhielt das Königlich Preußische Museum in Berlin den Zuschlag. Die aus über 5000 Einzelstücken bestehende Sammlung wurde in 166 Kisten verpackt und in vier Waggons nach Berlin gebracht, wo sie in den Bestand des „Neuen Museums“ auf der Spreeinsel aufgenommen wurde. Seit Errichtung des „Museums für Völkerkunde“ in Berlin-Dahlem, das heute als eines der führenden Museen seiner Art in Europa gilt, sind die Bestände der einstigen Uhdeschen Sammlung dort untergebracht. Doch in Handschuhsheim sucht man einen Hinweis auf Uhde vergebens.

Aber die dritte Familie, die schließlich Park und Schlösschen den Namen gaben, waren die Grahams aus England. John Benjamin Graham hatte es in Australien zu einem gewissen Wohlstand gebracht und erwarb 1861 Park und Schlösschen. Er öffnete den Park für die Handschuhsheimer Mitbürger, lud die Kinder zu fröhlichen Sommerfesten ein und unterstützte soziale Einrichtungen. So entstand ein Klima gegenseitiger Achtung und Sympathie, das zwei Weltkriege überdauerte.

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John Benjamin Graham vor dem Graham-Schlösschen (Foto: Tiefburgarchiv)

1991 organisierte der Stadtteilverein Handschuhsheim eine Studienfahrt nach Schottland. Ziel war Kirkland, die neue Heimat der Grahams in der Nähe von Lockerbie. Das milde und feuchte Klima begünstigt den Graswuchs, kein Wunder, dass sich die Grahams der Tierzucht verschrieben haben. Sie bewirtschaften etwa 300 ha Land.

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1991 Reisegruppe vor dem Haus der Grahams in Kirkland (Foto: Gund)

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Hans Lorenz aus Handschuhsheim, der im Salon der Grahams ein Bildnis des Stammvaters überreicht. (Foto:Gund)

(eg)